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Teilprojekte
Prof. Dr. Stefanie Acquavella-Rauch
Zum Stellenwert von Psychoanalyse und anderen Weltdeutungssystemen für das Schaffen von Wiener Komponisten am Ende des langen 19. Jahrhunderts
Das Teilprojekt problematisiert das Verhältnis ausgewählter Wiener Musikschaffender zu neuen Weltdeutungssystemen im Spiegel ihrer Werke und Schriften. Neben dem sich rasch entwickelnden Feld der Psychoanalyse spielen dabei Personenkulte und die Auseinandersetzung mit dem künstlerisch-philosophischen Schaffen anderer eine wichtige Rolle. Für das Teilprojekt soll insbesondere im Zentrum stehen, welchen Stellenwert Schriften und Gedankengebäude wie die Sigmund Freunds, Søren Kierkegaards, Stefan Georges u. a. für die Selbstwahrnehmung von Komponisten wie Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Weber und Gustav Mahler hatten. Methodisch gilt es dabei zum einen, Egodokumente und theoretische Schriften auf die Verwendung bestimmter philosophischer, künstlerischer und sprachlicher Marker abzuklopfen, die als Indiz für das Nachdenken über und das Verinnerlichen von religiös-weltanschaulichen Philosophien gesehen werden können. Zum anderen soll mit Hilfe der Analyse schaffensbezogener Hintergründe von ausgewählten Kompositionen untersucht werden, wie tief die Beschäftigung damit gerade in künstlerischer Hinsicht ging und welche individuellen Glaubenslösungen sich dabei manifestieren.
Affiliation: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Abteilung Musikwissenschaft
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Prof. Dr. Maren Bienert (Leitung)
Rezensierte Religion – religiöse Rezension
Das Teilprojekt untersucht das im 19. Jahrhundert expandierende Rezensionswesen an den Schnittstellen von Kunst-, Musik und Literaturrezeption und Religionsdeutung. Im Zentrum des Projekts steht einerseits die Frage nach Rezeptionsvorgängen. Wer nimmt wen überhaupt wahr und mit welchen Anliegen werden sachliche Verwandtschaft und Distinktion artikuliert, etwa im Hinblick auf die prominenten, aber unterschiedlichen Konzeptionen der Kunstreligion? Das Teilprojekt fokussiert andererseits die Frage nach Wahrnehmungs- und Differenzierungsmustern in Bezug auf konfessionelle, religiöse und weltanschauliche Pluralität. Welche Strategien, etwa hinsichtlich der Wahrheits- und Gewissheitsfragen, werden durch die Konzentration auf Ästhetik entwickelt, reflektiert, gepflegt und kritisiert? Rezensionen zeichnen sich als innovative Gattung geltungsbezogenen Austauschs aus, der erst von bestimmten Pluralisierungsprozessen lebt. Das Medium der Rezension erlaubt als Medium der gelehrten Debatte in besonderer Dichte die Rekonstruktion konkurrierender wie konvergierender Anliegen unterschiedlicher Akteure.
Affiliation: Universität Hildesheim, Institut für Evangelische Theologie
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Dr. Ian Cooper
Die Verflechtung von Literatur, Religion und Philosophie von den theologischen Krisen der Hochaufklärung bis hin zum Ausklang der Romantik
Das Teilprojekt fragt danach, inwiefern die deutsche Literatur von den theologischen Krisen der Hochaufklärung bis hin zum Ausklang der Romantik die Säkularisierung protestantischer Religion nicht nur widerspiegelt, sondern diese Erfahrung zur Voraussetzung eines Selbstbildes macht, das als charakteristisch modern gelten kann. War das 18. Jahrhundert in Deutschland das Zeitalter der ›vernunftmäßigen‹ politischen Instrumentalisierung von Religion im Dienste der Aufklärung, so erblühte um 1800 eine literarische Schaffensperiode, deren Intensität und bis heute andauernde Relevanz darauf zurückzuführen sind, dass religiöse oder vielmehr quasi-religiöse Erfüllung nunmehr in einer bewusst als säkular empfundenen Ausdrucksform angestrebt wurde. Parallel zur Literatur wird die Philosophie betrachtet, die bis zum Ende der idealistischen Epoche versucht, entweder den Gottesgedanken im Ich selber zu sublimieren (Fichte, Schelling) oder die Voraussetzungen der protestantischen Aufklärung neu zu denken (Kant, Hegel), aus deren Geiste sie geboren war.
Affiliation: University of Kent, School of Cultures and Languages
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PD Dr. Richard Erkens
Zeremonie und Sakrileg. Christlich-religiöse Opernszenarien nach Wagner
Musiktheater der langen Jahrhundertwende. Die Darstellung christlich-religiöser Themen erlebte eine Konjunktur, die nicht auf Wagners Parsifal (1882) beschränkt blieb. Die Anverwandlung religiöser Rituale im säkularen Bühnenraum vollzog sich mit genuin theatralischen Mitteln und bildete Kontrast-Dramaturgien zwischen Affirmation und Kritik, zwischen Zeremonie und Sakrileg. Je weiter sich – so die These – die Darstellung von Religionen aus konfessionellen Klammern, amtskirchlicher Zensur und moralischer Tabuisierung zu lösen vermochte, desto größer wurde der öffentliche und dialogische Reflexionsraum über das subjektive, emanzipatorische Ausloten zwischenmenschlicher Begegnungen und über das Formulieren individueller Lebensanschauungen. Auf Grundlage einer exemplarischen Werkauswahl soll untersucht, inwieweit mithilfe solcher Bilder und Gegenbilder christlicher Religionstraditionen eine gesteigerte bzw. ausdifferenzierte Wahrnehmungspluralität interkonfessioneller wie -religiöser Themen konstatiert werden kann.
Affiliation: Deutsches Studienzentrum in Venedig
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Prof. Dr. Irene Holzer
Katholische Kirchenmusik als religiöse Differenzerfahrung
Das Teilprojekt untersucht, inwiefern der drohende Verlust von gewohnten musikalischen Traditionen im Kirchengesang zu einer religiösen Differenzerfahrung führen kann. Im Zentrum des Projektes steht die Neukonzeptualisierung der Kirchenmusik im Zuge der späten Rezeption aufgeklärten Gedankenguts innerhalb der katholischen Kirche gegen Ende des 18. Jahrhunderts im süddeutsch-österreichischen Raum: Sollten die zahlreich neu komponierten Gesänge die Gläubigen nicht mehr nur ›trösten und erbauen‹, sondern insbesondere vor ›Zerstreuung bewahren‹ und sie ›in der Tugend und im rechten Glauben‹ wachsen lassen, wurde diese einseitige Funktionalisierung von Musik zunächst in weiten Teilen der Bevölkerung abgelehnt. Auf Basis von normativen Dokumenten wie Kirchengesangsbüchern und Messvertonungen sowie Zeugnissen einer privaten Frömmigkeitskultur wird erforscht, ob und wie der verordnete Bruch mit barocken Ritualen letztlich die faktische Anerkennung religiöser und künstlerischer Vielfalt eröffnete.
Affiliation: Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Musikwissenschaft
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Prof. Dr. Anne Holzmüller-Riechers
Himmlische Verzückung. Hören von alter und neuer Kirchenmusik im Zeichen transkonfessioneller Ästhetik
Das Teilprojekt nimmt die auf musikästhetischer und -praktischer Ebene starken Affinitäten protestantischer Akteure für die Stilistik, die Aufführungspraxis sowie die Wahrnehmungsmodi, die traditionell mit katholischer Kirchenmusik in den Blick. Im Zentrum des Projekts steht die Annäherung der protestantischen Musikkultur der deutschen Spätaufklärung an religiös-sinnliche Erfahrungsmuster, die ihre Vorbilder in der mittelalterlichen Mystik haben und sich in Schilderungen und Berichten in Zusammenhang mit Kirchenmusik ›altitalienisch-katholischer‹ Provenienz (v.a. G. Allegri und G. P. d. Palestrina) oder auch zeitgenössisch-protestantischer Komponisten (C.P.E. Bach, Händel, J.H. Rolle, C.F. Fasch u.a.) manifestieren. Darüber hinaus soll die vermittelnde und katalysierende Rolle der pietistischen Frömmigkeitsbewegung und ihrer entfesselt-sinnlichen Musikauffassung in den Blick genommen werden, die im 18. Jahrhundert ein Modell der religiösen Selbsterfahrung und der affektiven Legitimation anbietet.
Affiliation: Philipps Universität Marburg, Musikwissenschaftliches Institut
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Dr. Georg Kalinna
Rechtsethik als Medium konfessionsspezifischer Identitätszuschreibungen
Das Teilprojekt geht der theologisch-ethischen Deutung interkonfessioneller Ehen nach, um darin enthaltene Pluralisierungs- und Antipluralisierungstendenzen des Religiösen im 19. Jahrhundert aufzuschlüsseln. Die Einführung und territoriale Ausweitung der Zivilehe stellte die Konfessionen vor die Herausforderung, theologische Deutung und ethische Bewertung der Ehe zu überdenken. Das Recht fungiert damit als Katalysator für eine stärkere Akzeptanz konfessionsübergreifender Ehen und Familien. Zugleich formen gewandelte Vorstellungen von Lebensformen und legitimer Zugehörigkeit das Recht und verändern damit die soziale Wirklichkeit. Besondere Kristallisationspunkte sind hierbei der sog. Mischehenstreit (1825) und die Einführung der Zivilehe im deutschen Kaiserreich (1874).
Affiliation: Universität Hildesheim, Institut für Evangelische Theologie
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Prof. Dr. Andreas Kubik-Boltres
Die Diskussion um den nicht-konfessionellen Religionsunterricht in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Das Teilprojekt rekonstruiert die Diskussion um den Religionsunterricht in der Zeit zwischen den napoleonischen Kriegen und den »Stiehlschen Regulativen« von 1854. Von der breiten Mehrheitsfähigkeit eines konfessionsübergreifenden Religionsunterrichts in der Aufklärungszeit blieb in der ersten Hälfte des 19. Jh. nicht viel übrig, was nicht einseitig restaurativen Tendenzen zuzuschreiben ist. Im Streit um die angemessene religiöse Erziehung oder Bildung wurde mitverhandelt, was unter »Religion« verstanden werden sollte und wer darüber im Hinblick auf das öffentliche Schulwesen zu befinden hatte. Die Positionen sollen dabei auf folgende Themen hin untersucht werden: das zugrundeliegende Religionsverständnis; das favorisierte Verhältnis von Staat und Kirche; ihre Stellung zu den allgemein-pädagogischen Innovationen der Aufklärungszeit; Konzeptualisierung religiöser und konfessioneller Pluralität, insbesondere im Hinblick auf das Judentum. Ziel ist es, historische Tiefenschärfe für die heutige, z.T. analoge Debatte zu gewinnen.
Affiliation: Universität Osnabrück, Institut für Evangelische Theologie
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Prof. Dr. Klaus Niehr
Komplementäre Gegensätze – Religion und Nation als Schlüssel zur Architektur des Mittelalters im 19. Jahrhundert
An der Bau- und ideengeschichtlichen Rezeption der gotischen Kathedralen bzw. Pfarrkirchen in Köln, Straßburg, Freiburg und Ulm im 19. Jahrhundert wird das Teilprojekt das Wechselverhältnis von ›Religion‹ und ›Nation‹ als wesentliche Grundlage neuzeitlicher Mittelalterforschung auf dem Weg zu einer historisch-kritischen Auseinandersetzung mit den Objekten und in ihrer Relevanz für heute noch existierende Vorstellungen vom Mittelalter beleuchten. Anhand repräsentativer Einzelstudien soll gezeigt werden, wie ›Religion‹ und ›Nation‹ als zentrale Kategorien im Spektrum der Wahrnehmungs- und Zugangsweisen kollektive Vorstellungen und individuelle Wünsche transportieren und gerade während des sog. ›Kulturkampfs‹ zu konkurrierenden wie aufeinander abgestimmten Positionen wissenschaftlicher und populärer Aneignung des monumentalen Mittelalters werden konnten, die erst eine konsequente Abkopplung der Forschung von tagesaktuellen Fragen überwindet.
Affiliation: Universität Osnabrück, Kunsthistorisches Institut
Kontakt: [email protected]
Prof. Dr. Michael Thimann
Biblische Salonmalerei. Zur Historisierung, Sentimentalisierung und Ästhetisierung des Alten Testaments in der bildenden Kunst des 19. Jahrhunderts
Das Teilprojekt nimmt die breite Rezeption von Themen aus dem Alten Testament in der akademischen Historienmalerei und profanen Ausstellungskunst in Deutschland und Nachbarländern wie Frankreich und Belgien in den Blick. Historienbilder alttestamentlicher Thematik, die häufig auf keine wesentliche Darstellungstradition zurückgreifen konnten und somit auch nicht im konventionellen Sinne typologischen christlichen Interpretationen zugänglich waren, fanden weite Verbreitung und wurden mit neuen Bedeutungen versehen, etwa als politisch-konfessionelle Allegorien, als persönliche Reflexionsbilder oder als orientalische Phantasien von verhaltener Erotik. Das Teilprojekt erforscht einerseits ästhetische Probleme der Bibelmalerei von der Spätromantik bis zum Symbolismus, andererseits aber die offenkundige Verschiebung der Gattungsgrenzen im Sinne einer Durchlässigkeit der ernsten Historienmalerei für das Genre und das Sentimentale. Dabei sollen in Fallstudien ikonographische Konzepte und ihre Realisierung, die Rolle der Rezipienten und der Kunstkritik sowie die sich konfessionell öffnenden Bedeutungsdimensionen religiöser Bilder im 19. Jahrhundert untersucht werden.
Affiliation: Georg-August-Universität Göttingen, Kunstgeschichtliches Seminar
Kontakt: [email protected]
Prof. Dr. Klaus Unterburger
Extra ecclesia nulla salus: Interpretationen des 19. Jahrhunderts als die Wurzel der Akzeptanz religiöser Pluralität im modernen Katholizismus
Das Teilprojekt möchte untersuchen, wie Theologie und hierarchisches Lehramt im 19. Jh. das Axiom »Außerhalb der Kirche kein Heil« deuteten und inwiefern in der Frage der Heilsmöglichkeit die Pluralität subjektiver Gewissensüberzeugungen mit dem strengen katholischen Exklusivismus vermittelt wurde. Der Katholizismus des 19. Jh. hat sich gegen eine Akzeptanz religiöser Pluralisierung formiert. Die Päpste lehnten nicht nur die Zweigtheorie, nach der alle Konfessionen christliche Heilswege sind und die Theorie der Fundamentalartikel, die konfessionelle Differenzlehren als weniger fundamental einzustufen suchte, ab. Gerade gegen den »Indifferentismus« formierte sich das päpstliche Lehramt neu. Das Axiom wurde als »Dogma« bzw. »Glaubensartikel« bezeichnet; doch in seiner Interpretation bahnte sich ein fundamentaler Wandel an, der die bislang kaum beachtete Basis bildet für die Akzeptanz der Religionsfreiheit und religiöser Pluralität auf dem II. Vatikanum.
Affiliation: Ludwig-Maximilians-Universität München, Katholisch-theologische Fakultät
Kontakt: [email protected]
apl. Prof. Dr. Christopher Voigt-Goy
›Religionsfreiheit‹ in der ›historischen Kirchenrechtswissenschaft‹ von Emil Ludwig Richter und seinem Schülerkreis
Das Teilprojekt rekonstruiert die von Richter und seinen Schülern verfolgten Vorstellungen von Religionsfreiheit im Kontext der allgemeineren Begriffsgeschichte der »Religionsfreiheit«. Die Verfassungsnorm der Religionsfreiheit befand sich im 19. Jh. in Deutschland auf dem »Weg … vom Staatsattribut zum subjektiven Recht« [H. Dreier, Staat ohne Gott. Religion in der säkularen Moderne, München 2018, S. 93]. Diese Entwicklung wurde durch konfessionell und politisch konträre Wahrnehmungen der Folgen mitbestimmt. Auf die preußische Gesetzgebung nahm die sogenannte »Schule der historischen Kirchenrechtswissenschaft« Einfluss, die von Richter gegründet wurde. Sie stellte sich entschieden sowohl gegen ultramontan-katholische Einflussnahmen auf die Ausgestaltung der preußischen Verfassungsnormen wie auch gegen konservativ-lutherische Vorstellungen eines »christlichen Staates«; ihr zentrales Organ, das dem Teilprojekt als Ausgangspunkt dient, war die 1861 gegründete Zeitschrift für Kirchenrecht.
Affiliation: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz
Kontakt: voigt-[email protected]
Dr. Kerstin von der Krone
Von den Pflichten gegen ›Andere‹. Jüdische Erziehung und religiöse Pluralität im 19. Jahrhundert
Das Teilprojekt perspektiviert den im 19. Jahrhundert eingeführten jüdischen Religionsunterricht, der neben dem Studium der Hebräischen Bibel und des Hebräischen eine systematische Religions- und Sittenlehre umfasste. Im Zentrum steht die Untersuchung jüdischer Religionsbücher, die explizit vor dem Hintergrund neuer Möglichkeiten politischer, sozialer und kultureller Teilnahme jüdischen Kindern und Erwachsenen ethische Handlungsnormen und soziales Handlungswissen vermittelten. Anhand dieser neuartigen Bildungsmedien sollen jüdische Vorstellungen von religiöser Differenz und Pluralität diskutiert und diese nicht nur in übergreifenden Vorstellungen von Religion und Religiosität, Differenz und Pluralität eingebettet, sondern im Spannungsfeld zwischen den praktischen Anforderungen des jüdischen Erziehungswesens und der zeitgenössischen philosophisch-theologischen Deutungsversuche des Judentums und seiner Fundamente situiert werden.
Affiliation: Universitätsbibliothek der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Hebraica- und Judaica Sammlung
Kontakt: [email protected]
Dr. Tobias C. Weißmann (Leitung)
Künstlerkonversionen im langen 19. Jahrhundert: Motivation, Manifestation, Wahrnehmung
Das Teilprojekt nimmt das bislang nur punktuell untersuchte Phänomen der Konversion von bildenden Künstlern und Komponisten vom Ende des 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhundert in vergleichender Perspektive in den Blick. Anhand ausgewählter Fallbeispiele soll der Glaubenswechsel im Spannungsfeld zwischen persönlicher und institutionalisierter Religiosität, ästhetischer Präferenzen und karrierestrategischer Notwendigkeit analysiert werden. Neben der Problematisierung der individuellen Beweggründe vor dem mikro- und makrohistorischen Kontext wird danach gefragt, inwiefern sich die jeweilige Konversion im künstlerischen Schaffen manifestierte, ob sie sich auf die Darstellung anderer konfessioneller, religiöser bzw. weltanschaulicher Konzepte auswirkte und inwieweit der Glaubenswechsel die Wahrnehmung von Person und Werk durch die Zeitgenossen prägte. Hierfür sollen bild- und tonkünstlerische Werke mit Selbstzeugnissen und theoretischen Schriften der Konvertiten und anderer Akteure ihres kreativen und intellektuellen Umfelds sowie der Kunst- und Musikpublizistik vergleichend ausgewertet werden.
Affiliation: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft, Abteilung Musikwissenschaft
Kontakt: [email protected]
Prof. Dr. Wiebke Windorf
Religiöse deutsche Plastik um 1800: Sakralisierung, Säkularisierung und Differenzierungsstrategien eines vernachlässigten Genres
Das Teilprojekt widmet sich der bisher nur marginal bearbeiteten religiösen deutschen Plastik des 18. und 19. Jahrhunderts, die durch die elementaren institutionell-politischen und gesellschaftlich-kulturellen Umbrüche einem Wandel in Hinblick auf die Ikonografie, Form, Funktion sowie auf den Rezipientenkreis unterliegt. Ausgangspunkt stellt die große Anzahl komplexer Ausstattungskampagnen religiöser Bildräume in Paris dar, deren Sakralisierungs- und Reformierungsstrategien ein wichtiges Fundament für die europäische Skulptur um 1800 bilden. Im Fokus stehen die skulpturalen Lösungen in der deutschen Kunstlandschaft, für die noch immer eine grundlegende Auseinandersetzung fehlt. Insbesondere die verschiedenen politischen Konstellationen der deutschen Territorien, die konfessionellen Unterschiede, vielfältigen künstlerischen Strömungen, theologisch-philosophischen Einflüsse sowie stilistischen Ungleichzeitigkeiten bieten einen geeigneten methodischen Rahmen, um anhand repräsentativer case studies nach möglichen konfessionellen Differenzierungsstrategien in der religiösen Skulptur zu fragen.
Affiliation: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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